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Wir saßen beide vor dem Monitor meines PC´s und klickten zum Teil unentschlossen hin und her, bis mein Mann den Vorschlag machte, vielleicht den Such-Radius ein wenig zu erweitern und einmal nach einem Tierheim in Köln zu gucken, das vermutlich ebenfalls eine sehr große Auswahl an Hunden aufzuweisen hatte.

Bei unserer Recherche wurden wir natürlich sofort fündig, denn das Tierheim weist nicht nur eine detaillierte Internetseite auf, sondern gehört auch zum "bmt", dem Bund gegen Missbrauch der Tiere.

Schön war und ist, dass die Beschreibung der zu vermittelnden Hunde relativ glaubwürdig zu sein scheint, da es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen positiven und negativen Seiten der jeweiligen Hunde gibt.

Was aber vor allem hervorzuheben ist, ist die sehr gute Bebilderung, so dass man sich zumindest optisch schon vorab einen guten Eindruck über die Hunde machen kann. Hunde, die sich bereits Länger in der Obhut des Tierheims befinden, werden offenbar weiter ausgebildet, sofern die Zeit hierfür vorhanden ist, Fortschritte des Hundes in die Beschreibung mit aufgenommen. Das ist wirklich vorbildlich!


Damit haben auch anfangs problematische Hunde die Möglichkeit, sich weiter zu qualifizieren und eine Chance auf Vermittlung zu erhalten.


Nichts desto Trotz klickten sich mein Mann und ich am besagten Abend durch die Seiten des Tierheims und stießen auf den oben abgebildeten Hund namens "Lissy".

Ich hielt inne, denn eigentlich wurde mir gerade klar, dass ich genau den Hund vor Augen hatte, der mir persönlich am besten gefiel.

Die Profilbeschreibung war erst vor wenigen Tagen erstellt worden, schließlich kam Lissy aus Ungarn und hatte zuvor noch eine Karantäne hinter sich gebracht. Sie wurde als "wilde Hummel" bezeichnet, was ich im Moment meiner Begeisterung tunlichst überlas.

Eigentlich war es Liebe auf den ersten Blick, doch das wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Als allerdings mein Mann aufgrund des nahenden Wochenendes meinte, dass die Wahrscheinlichkeit für die Vermittlung eines Hundes gerade dann sehr hoch sei, wurde ich unruhig, denn eigentlich wollte ich mir die ganze Sache in Ruhe überlegen.

Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, da mir ständig der Hund im Kopf herumspukte. Was sollte ich also machen? Am nächsten Morgen "googlete" ich die 120km lange Route von der Ahr in Richtung Köln-Dellbrück und machte mich dann am Samstag, weit vor den Öffnungszeiten des Tierheims, auf um "Lissy" zu sehen.


Als ich in Köln ankam, waren noch zwei Stunden zu überbrücken, bis die Pforten geöffnet wurden. Aus Angst jemand könnte mir den "vorherbestimmten" Hund wegnehmen, rührte ich mich mit dem Auto keinen Zentimeter von der Stelle.

Dennoch musste ich sehen, wie ich irgendwie meine Gedanken sortieren konnte und beschloss, in dem den Tierheim umgebenden Waldgebiet, spazieren zu gehen.

Da ich ein sehr geschwätziger Mensch bin, habe ich in der Regel keine Probleme schnell Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen. Meine Aufgeregtheit aufgrund des Hundes, trug ihren Teil dazu bei, so daß ich mit einem jungen Paar, dass regelmäßig mit einem Tierheimhund spazieren ging und dies gerade zu diesem Zeitpunkt tat, in ein intensives und nettes Gespräch verwickelt wurde.

Diese Unterhaltung bestärkte mich in meinem Entschluss, mir den Hund genauestens anzusehen.


Kaum waren die Tore des Tierheims geöffnet, ging ich schnurstracks in das Hauptgebäude um nicht Gefahr zu laufen, dass der Hund nicht mehr dort ist. Am Tor hatte sich schon eine relativ große Menschenmenge angesammelt, so dass ich in jedem dieser Personen einen potentiellen Mitbewerber vermutete.

Zum Glück traf ich sofort auf eine Mitarbeiterin, der ich leicht hektisch entgegentrat und fragte "Entschuldigung, aber wo finde ich denn Lissy?"

Sofort wurde mir der Zwinger benannt, der sich genau in der Mitte des Geländes befand. Mit einiger Unruhe im Bauch näherte ich mich dem Zwingerkomplex, mit der Angst, dass vielleicht noch jemand "mein" Schätzchen entdeckt haben möge. Ich hatte noch nie Glück im Ziehen von Losen oder Wetten, weshalb ich selbiges irgendwann eingestellt und mich einfach damit abgefunden hatte, einfach kein Glück zu haben. Daher vermutete ich, dass ich niemals den Hund, den ich persönlich gerne möchte, auch tatsächlich haben könnte. Doch als ich zum Zwinger gelangte war dort niemand. Überall hatten sich zahlreiche Menschentrauben um die um den im Zentrum gelegenen Zwinger gebildet, aber genau in der Mitte gingen alle Menschen vorbei und blieben nicht stehen, bis auf mich.

Ich blieb stehen und war erstaunt, denn Lissy war viel kleiner, als ich sie mir trotz der Bilder im Internet vorgestellt hatte. Dort saß sie, direkt aus dem Zwinger hinausschauend, um sie herum ein unbeschreiblicher Trubel und sie beobachtete mit großen, aufmerksamen Augen das Geschehen. Sie gab keinen Ton von sich, obgleich aus allen Zwingern ein unbeschreiblicher Lärm von Hundegebell erklang.

Ich näherte mich, blieb jedoch in einem Abstand von wenigen Zentimetern vor dem Käfiggitter entfernt, denn ich erinnerte mich gut an die Beschriftungen im Tierheim Bonn, dass man bitte nicht durch die Zwingergitter hindurch fassen sollte: Sicherlich war es so manches Mal passiert, dass jemand Unbedachtes verletz worden war. Doch hier gab es diese Beschriftungen nicht. Vorsichtig näherte ich mich dem kleinen Wesen, dass sich langsam an die Gitterstäbe presste und in die Ferne starrte, mich garnicht wahrnahm. ich rief "Lissy, Lissy, hallo mein Schatz!" Doch sie reagierte nicht - wen verwundert dies? Erst später sollte ich feststellen, dass sie noch gar nichts kannte, nicht einmal ihren Namen und auch kein Zuhause, keine Liebe und keine Sicherheit.

Lissy - Web

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